Nicht selten stehen unsere Leser vor der Frage: DC oder FL? Warum aber fällt diese Entscheidung oft so schwer? Die Vor- und Nachteile sollten doch eigentlich auf der Hand liegen. Stimmt! Aber das sind doch eher theoretische Vergleiche, die so noch keinen umfassenden Schluss auf den fotografischen Alltag zu lassen.
Genau deshalb lassen wir die 2 Portys im Praxisvergleich gegeneinander antreten. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, den Jinbei DC-II 600 außen vor zu lassen, da er eher ähnliche Leistungsdaten wie der FL vorzuweisen hat – gerade wenn man ihn mit zwei Blitzköpfen betreibt. Für alle, die sich am Ende des Beitrags für den FL entscheiden würden, aber gerne auch mit zwei Lichtquellen arbeiten, wäre natürlich durchaus der DC-II 600 auch eine tolle Alternative.
Konventioneller Gebrauch oder Extremeinsatz
Fotografen, die ausschließlich mit einer Lichtquelle arbeiten, werden im normalen Einsatz mit dem FL-II ihre Freude haben. Subjektiv können damit 95% aller fotografischen Aufträge ohne Probleme angegangen werden. Auch der FL ist ’nur‘ bis zu 1/16 seiner Leistung regelbar; durch das Weniger an Leistung ist er aber auch innerhalb der normalen Blitzsynchronzeit sprich 1/160 bis 1/320 Sekunden ohne den HSS-Umweg noch jenseits von f2.0 offenblendentauglich. Beim DC-1200 stößt man in solchen Fällen schon an die Grenze und müsste mit entsprechenden Funkauslösern im Bereich der Highspeedsynchronisation oder mit Graufiltern arbeiten.
Ein durchaus weiterer Vorteil des FL-II ist sein geringes Gewicht und die sehr kompakten Maße. Fotoenthusiasten, die auch mal den ein oder anderen Schritt zum Set machen müssen, sind überaus dankbar um jedes Gramm weniger in Ihrem Fotokoffer. Auch die eventuell vorhandenen Assistenten die tragbarerweise zur Verfügung stehen, machen am Set später eine wesentlich bessere Figur.
Schnellen Bildfolgen sind beide gewachsen, wobei der FL hier leicht die Nase vorn hat, was bei dem Leistungsunterschied aber nicht wirklich überrascht.
Break-even zum DC-1200
Die Stunde der DC-Serie beginnt schon dann, wenn mit zwei Lichtquellen gearbeitet werden muss. Natürlich kann man sich auch zwei FLs mit ans Set nehmen, muss dann aber auch immer beide Geräte bedienen, was oft zu umständlich oder zeitintensiv ist.
Beim DC belegt man einfach den B-Port mit einem zweiten Blitzkopf und steuert die Leistung einfach über die Steuereinheit im Verhältnis 2:1. Das ist in der Praxis absolut unkompliziert und lässt die zweite Lichtquelle einfach nebenher laufen, so dass der kreative Spielraum letztlich wesentlich höher ist.
Die Entfernung zum Model
Die Entfernung vom Blitzkopf zum Model ist nicht immer gering. Das kann sich durch die Größe des Lichtformers, aber auch durch schlechte Bedingungen der Location ergeben oder der Fotograf will ganz einfach den Blitzkopf weiter weg vom Model positionieren.
Softboxen bis zu einem Durchmesser von 90 cm bedient der FL-II noch sehr gut. Bei 120 cm ist schon ein Helligkeitsverlauf nach außen zu erkennen, der bei 150 cm dann schnell störend wirken kann. Eine gleichmäßige Ausleuchtung ist jetzt nicht mehr gewährleistet.
Mit dem DC hat man diese Sorgen nicht, leuchtet er auch wirklich große Soft- oder Octaboxen einwandfrei aus.

DC-1200 | t 1/125 | f 4 | ISO 200 | E 1/4 | 50er Beauty Dish bei 4,5 m | K 30×140 Striplight bei 2,5 m
Den starken DC kann man auch weiter entfernt vom Model einsetzen. Wenn es beim FL ab 4 m schon zum Leistungseinbruch kommt, fängt der DC erst an warm zu werden. So erzielt man selbst über eine Distanz von 8 m mit einer großen Octa am DC noch schönes weiches Licht.
Der Klassiker: Gegen die Sonne blitzen
Mit entsprechenden Kamera- und Blitzeinstellungen kann man natürlich auch mit dem PopUp-Blitz der Kamera gegen die Sonne blitzen. Die Ergebnisse sind aber in der Regel nicht das, was man sich vorgestellt hat.
Ziel ist es häufig, einen sattblauen Himmel mit sternförmiger Sonne zu erreichen. Mit weit geöffneten Blenden, trotz kurzen Verschlusszeiten, geht das nicht. Hierzu muss man je nach Objektiv auch schon mal mit f16-22 arbeiten. Und genau das schluckt natürlich extrem viel Licht.
Die 400Ws des Freelanders reichen hier selten aus, es sei denn man betreibt ihn lediglich mit einem Standardreflektor und bringt ihn auf 1m ans Model heran. Die Nachteile sind sehr hartes Licht und ggf. der Blitzkopf im Bild. Will man den Abstand alleine auf 2m erweitern oder mit einer Softbox arbeiten, sind schnell 2 Blenden weniger Power vorhanden und das Model wird vom Blitz nur noch leicht angehaucht.
HSS – ja oder nein
Beide Blitze brennen relativ langsam ab; im Mittel um die 1/1000 Sekunde. Das ermöglicht an beiden Geräten mit HSS-fähigen Funkauslösern/-empfängern Synchronzeiten mit einer Verschlusszeit von bis zu 1/8000 Sekunde. Natürlich mit allen Vor- und Nachteilen, die HSS mit sich bringt.
Fazit
Resultierend fällt das Fazit sehr kurz aus: Wer eine ordentliche Portion Leistung braucht, kommt um den DC-1200 nicht herum, ist mit diesem dann aber wirklich gut bedient.
Für die meisten Standardbereiche kommt man aber auch mit dem FL-II 500 verdammt gut weg.
Spaß – das steht fest – hat man mit beiden!
Nachträglich sei bemerkt, dass hier noch mit der ersten Version des DC getestet wurde. Die reinen Leistungsmerkmale können aber 1:1 auf den DC-II 1200 übertragen werden!